Wie aus einer Idee ein Patent wird
Ich habe es! Tatsächlich!
Ich meine nicht „heureka“ bzw. „Ευρηκα“, ich habe zwar eine Lösung gefunden, aber das bereits vor einigen Jahren. Jetzt, im März 2020 endlich, habe ich mein Patent im Bereich Fahrzeugtechnik vom Deutschen Patent- und Markenamt erteilt bekommen, amtlich sozusagen. Nachzulesen in der
Registerauskunft des DPMA.
Ein Patent für einen neuartigen Endantrieb, kombiniert mit der Radaufhängung und dem Antriebsrad selbst. Dem landläufigen Glauben, dass im Bereich des Maschinenbaus Anfang des 21. Jahrhunderts bereits alles erfunden worden sei, wird mit Traction‑X widersprochen. Traction‑X ist Mechanik, die begeistern kann, bestehend aus geschliffenen Wellen für einsatzgehärtete Laufflächen, polierten Wälzkörpern, präzisen Passungen und genauen Gussteilen. Auch hier hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten, denn jedes Rad eines modernen Fahrzeugs ist mit einer elektronisch geregelten Bremsanlage ausgerüstet wird, die während der Verzögerung eine Blockierung des Rades verhindert.
Hier würde der Platz kaum für eine vollständige Beschreibung der wechselvollen Saga ausreichen, welche mit dieser Erfindung im Bereich Antriebstechnik in Zusammenhang steht. Das auslösende Moment der technischen Idee war eine Urlaubsreise, in der ich im direkten Vergleich die Fahreigenschaften eines Enduro-Motorrades mit denjenigen eines Motorrollers vergleichen konnte.
Da waren einerseits große Räder mit gutem Abrollkomfort, hervorragendem Federungskomfort und eine stabile Straßenlage in Kombination mit einem mühsam zu bedienenden Sechsganggetriebe und einer schmalen Sitzbank. Das war das Motorrad.
Andererseits waren da eine äußerst bequeme Sitzposition mit dem Komfort von Fliehkraftkupplung und Automatikgetriebe in Verbindung mit beinharter Federung auf kleinen Rädern, die in jedes Schlagloch buchstäblich eintauchten, außerdem kippeliges Fahrverhalten, das permanente Korrekturen erforderte. Das war der Motorroller.
Wie, so fragte ich mich sofort nachdem ich das letztere der beiden Fahrzeuge dem Zweiradverleih zurückgegeben hatte, könnte man die positiven Eigenschaften des einen Zweirades mit den guten Eigenschaften des zweiten Zweirades kombinieren? „Das Beste aus zwei Welten“ zu nehmen und etwas Neues zu schaffen, das ist die Herausforderung, so könnte man sagen, auch weil die Community der Motorradfahrer sich deutlich von der Gemeinschaft der Freunde von Motorrollern unterscheidet. Motorrad und Motorroller sind zwei verschiedene Interpretationen eines Themas.
Diese technischen Überlegungen, die mir als Ingenieur tatsächlich eine zeitlang keine Ruhe ließen, resultierten alsbald in einigen Bleistiftskizzen, woraus mit 2D-CAD qualitative technische Konstruktionen wurden. Es folgte eine Recherche des Standes der Technik und eine Suche nach bereits vorhanden ähnlichen Patentanmeldungen bzw. Patenten. Als ich tatsächlich nicht fündig wurde, meldete ich die Erfindung beim Deutschen Patent- und Markenamt an.
Die Erfahrungen mit einer vorangegangenen Anmeldung, die ich mit Hilfe eine Patentanwalts verfasst hatte, halfen mir dabei sehr. Diesmal war ich alleiniger Autor der Patent-Anmeldeschrift und, da ich formal alle Anforderungen erfüllte, wurde die Anmeldeschrift veröffentlicht. Es folgte zunächst ein Rechercheantrag, um vorab das unverbindliche Ergebnis einer Prüfung attestiert zu bekommen. Nach Beratung durch eine Anwaltssozietät für Patentrecht konnte ich die vom Patentamt entgegen gehaltenen, ähnlichen Anmeldungen, technisch richtig einordnen, d.h. die wesentliche erfinderische Tätigkeit meiner Anmeldung herausstellen. Ich hielt meinen Anspruch aufrecht und stellte einen Prüfungsantrag. Nach einer formalen Nachbesserung, insbesondere einer Erweiterung des Standes der Technik, wurde das Patent schließlich erteilt, etwa drei Jahre nachdem die Prüfung initiiert wurde.
Das war im letzten Monat.